Samstag, 18. April 2015

Der Weg vom Flughafen zum Festland

Da stand ich nun und starte auf das Bild mit der Meitetsu-Line und der Route, dich mich vom Flughafen ins Zentrum der Stadt bringen sollte. Ich hatte eine Karte von der Nagoya University bekommen, um mich im U-Bahnnetz zurecht zu finden.

Die Meitetsu-Line, die vom Flughafen ins Stadtinnere führt.
Also die zwei Koffer, den Rucksack und die Laptoptasche an den Mann bringen und voll ausgerüstet zum Fahrkartenschalter gehen. Das Durchmanövrieren der Koffer zum Fahrkartenschalter war, bei dem künstlich erweiterten Umfag durch mein Handgepäck eine Leistung höchster Güte, die sicherlich einem Millenium-Problem gleichkommt, wenn man dieses Regelung einem Computer beibringen sollte. Nachdem ich mein Ticket hatte setzte ich mich in den Zug. Da saß eine nichtjapanische junge Frau, die ebenfalls wie ich schwer bepackt war. Also fing der Kopf an zu kalkulieren:

1. Ausländerin (für japanische Verhältnisse)
2. Im Alter einer Studentin
3. Vorgabe des Wohnheims, heute oder am nächsten Tag anzureisen.

Schlussfolgerung: zu 99.9% eine Austauschstudentin, die zu 50% in meinem Wohnheim wohnen könnte (die NUPACE Studenten werden auf zwei Wohnheime aufgeteilt).

Also ich ganz cool mit Englisch, die Frage gestellt: "Hi, where are you going?" Nach der etwas zögerlichen Antwort auf Englisch mit bekanntem Akzent war klar: keine Englisch native Speakerin.. Also gleich hinterhergeballert: "Which language? English, German?" "Deutsch, woohooo!". "Okay, dann machen wir es uns einfach." Und so habe ich Ute kennengelernt, eine Studentin aus München, die im Bachelor Maschinenbau und jetzt im Master BWL studiert. Und sie an, sie wohnt auch in dem Wohnheim, in dem ich wohnen werden. Also hieß es: gemeinsam zur "International Residence Higashiyama"!. Nach so viel Text erstmal ein Bild, wie wir über den großen Teich fahren, und das Festland Japans erreichen.

Ein Foto aus dem Zug, der uns vom Flughafen ins innere der Stadt Nagoya brachte.
Der Weg sollte planmäßig eigentlich eine Stunde dauern: eine halbe für die Fahrt vom Flughafen ins Stadtinnere und von dort mit einer anderen Linie zur U-Bahnstation, von der wir unser Wohnheim erreichen konnten. Der erste Teil der Reise war auch nicht so wild. Immerhin mussten wir nur den einzigen Zug nehmen, der den Flughafen verließ. Okay, die Herausforderung war, die richtige Umsteigestation nicht zu verpassen. Aber eine Elitestudentin aus München und ein Elitestudent aus Aachen waren nach jahrelanger Knechtschaft durch Klausuren der beiden Unis perfekt darauf vorbereitet, auf den Bahnplan zu gucken, und die Buchstaben der eingekreisten Station, die den Umsteigepunkt markiert, mit den Zeichen an der elektronischen Anzeige zu vergleichen. Copy und paste, das einzige, was ich in Aachen gelernt habe ^^

Der Umstieg von der Spezialbahn zur U-Bahn war dann doch aber dem Niveau einer Doktorarbeit gleich, sodass wir den Eingang zur U-Bahn echt suchen mussten. Irgendwie kam man sich wie in einem drei-dimensionalen Labyrinth vor. Das war mir, als ungeübter Computerspieler, dann doch zu hoch.
Wie im Jump&Run Adventure ^^

Es ging Treppe rauf, Treppe runter, dann mal mit dem Elevator (Fahrstuhl), nur für den Fall, dass der in eine 9 3/4 Etage fährt, die extra für NUPACE Studenten gemacht wurde. Aber ne, der ist doch nur zwischen Etage 1 und 2 hin- und hergefahren. 


Treppe rauf und wieder runter, das war mit insgesamt drei Koffern schon eine Tortur
Langsam dämmerte es mir, dass ich nun die Früchte meiner einjährigen Ausbildung zum Meister der japanischen Sprache pflücken und einem Japaner darbringen musste. Also habe ich eine von den unreifen, harten und überhaupt nicht genießbaren Früchten, die noch am wenigsten ungenießbare genommen und das erste Pärchen gefragt: すみません、めいてつライヌはどこですか, (sumimasen, meitetsuLINEwa doko desu ka? Excuse me please, where is the Meitetsu-Line). Nach ein bisschen hin und her mit Wörtern, die ich nicht verstanden habe (aber immer schön Nicken und はい (hai, yes) sagen, damit das Unwissen nicht auffällt) und dem überlebensnotwendigen Hand- und Fußzeichen und einer bis zum Eingang der U-Bahnstation zeigende Geste war es mir gelungen, die hochbegehrte Information zu entlocken. Also Ute holen, die sich erstmal einen kalten Schluck genehmigte und ab zur Linie, Auf dem Gleis angekommen stellte sich dann die Frage, in welche Richtung wir fahren mussten. Denn die Meitetsu-Line ist eine Ringbahn, die aber an einer Station (nämlich genau an jener, an der wir uns befunden haben) einen kurzen Abzweig in eine andere Richtung macht. Leider war dem komischen Bahnplan nicht zu entnehmen, nach welcher Gesetzmäßigkeit das ganze abläuft. also sind wir voller Panik in die erste Bahn eingestiegen, die uns so verführerisch die Türen aufgehalten hat und prompt in die Abzweigung geraten, die wir mal sowas von gar nicht gebrauchen konnten. Also bei der nächsten Station aussteigen und auf die Bahn zurück warten. Die haben wir dann genommen und sind eine halbe Stunde später bei der Station 名古屋大学 (Nagoya Daigaku, Nagoya University) ausgestiegen, unsere Endstation. Der ganze Weg hat mal ganz locker das Doppelte gedauert, wie von der Uni in der Wegbeschreibung propagiert. Und wir waren immer noch nicht in unserer Residenz. Also haben wir einen der drei Ausgänge genommen und haben anscheinend so hilflos auf unsere Wegbeschreibung mit dem Lageplan geguckt, dass eine hilfsbereite Japanerin auf uns zukam und auf englisch fragte, wo wir denn hin müssten. Auf unseren Plan kurz schauen schien sie es für ihre Pflich zu halten, uns nicht den Weg zu erklären und uns dann uns selbst zu überlassen. Nein, anstatt ihren Weg fortzusetzen (der genau der entgegengesetzten Richtung entsprach), hat sie uns im übertragenen Sinne an die Hand genommen und zur Resindenz geführt. Auf dem Weg dahin kam uns eine Gruppe von Austauschstudenten entgegen, die ebenfalls von einem jungen japanischen Studenten geführt wurden. Der wurde kurz von der Frau begrüßt und prompt hat er die Begleitung zur Residenz, die wir eigentlich schon sehen konnten, übernommen und uns vor die Tür der Lobby geführt. Auf dem Weg wurden die mir schon angedeuteten Fragen gestellt. Woher (welches Land) wir den kommen. Die wurde beantwortet und prompt die mir von Brian und Pablo ins Ohr eingeredete Antwort präsentiert: ドイツでビールは...(und Daumen hoch) (doitse de bieru wa..., In Deutschland ist das Bier...(Daumen hoch) ). Tja, da konnte ich mir kein inneres Grinsen verkneifen, irgendwie entsprach das genau dem Klischee, was mir die beiden auf die Reise mitgegeben haben ^^

In der Lobby angekommen, musste erstmal ein bisschen Papierkram erledigt werden und dann konnte ich endlich mein Zimmer beziehen, unter der Begleitung einer japanischen Studenten, die zum Studentenprogramm gehörte, das sich ACE nennt und sich zur Aufgabe gemacht hat, neuen Austauschstudenten das Leben in Japan zu Beginn des Studiums einfacher zu machen. Ihr Name ist りゅり (Ruri). Der Ersteindruck war, sagen wir mal, durchwachsen. Irgendwie klein, und nicht so ganz, wie ich es mir vorgestellt habe:

Eine sehr kleine Küchenzeile mit einer Herdplatte (erster Gedanke, wie soll ich damit bitte schön kochen? Sogar für so etwas einfaches wie Nudeln habe ich bis jetzt immer zwei Herdplatten benutzt. Nagut, erstmal weiter schauen).

Die Bilder sind später entstanden, weil ich in dem Moment nicht die Zeit hatte, Fotos zu machen. Bis zur Entstehung der Bilder sind gut 2 Wochen vergangen und ich hatte mir schon das ein oder andere besorgt.

Eingangsbereich mit Küchenzeile mit einer Herdplatte, Kühlschrank, Mikrowelle und Schuhschrank

Der Schuhschrank noch mal für sich ;-)


Dann ein kleines Bad mit Toilette und kleiner Duschwanne.

Das Bad mit Toilette und ...

... kleiner Duschwann


Und schließlich mein Zimmer mit den ganzen Möbeln: Ein Bett, ein im Schrank integrierter Schreibtisch mit Drehstuhl, ein Kleiderschrank und ein Tisch mit Stuhl.


Kleiderschrank und Bett

Schrank und Schreibtisch und Essenstisch

Schreibtisch

Glasschrank und Esstisch

Blick vom Wohnbereich in den Eingangsbereich
Die Klimaanlage funktionierte nicht, weil die Batterien in der Fernbedienung leer waren und es war scheiße kalt im Zimmer. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich eine Frostbeule bin und Temperaturen von 21° im Zimmer bevozuge (im Zimmer waren es um die 15°). Nagut. lange konnte ich mich nicht damit beschäftigen, weil schon bald eine Kennenlerntour mit Shoppingmöglichkeit von ACE eingeplant war. Also ab runter zur Lobby, die zum Treffpunkt für irgendwelche Gruppenveranstaltungen werden sollte. Da warteten dann schon ein paar andere Leute. Und es ging reihum, um sich vorzustellen: Da war Yassin aus Freiburg (VWL-Student), Sarah und Marco (beide BWL-Studenten) aus Chemnitz und Ute, die ich schon kurz vorgestellt habe. Für die, die in Geografie genauso schlecht sind wie ich, ja, die Städte liegen alle in Deutschland. Also gleich mal zu Beginn 3 deutsche kennengelernt, zu denen später noch 3 weitere dazu kommen sollten: Julian (Maschinenbau-Student), Willi (Physik-Student) und Matthias (Chemie-Student), alle 3 aus Braunschweig. Bilder zu den hier erwähnten Personen kommt alles in späteren Posts mit entsprechenden Abenteuern.

Also ging es ab in das nächstgelegene Einkaufszentrum und da habe ich mich mit ein bisschen Schnellkochzutaten (Nudeln, getrocknetes, Gemüse und Sojasauce) und Waschmitteln, Essstäbchen, Batterien (für die Klimaanlage ;-) ) und Getränken eingedeckt. In der Zeit hat man auch schon neue Leute kennengelernt und Kontakte geknüpft. Am Abend sind wir dann alle gemeinsam in eine der Cafeterien (Mensa) gegangen und haben ein gemeinsames Abendessen zu uns genommen. Ich hatte mich dann strategisch (un)günstig in die Japanisch-Sprachecke gesetzt. Irgendwie hatte ich gedacht, es müsste sich um Austauschstudenten handeln. Von der einen wusste ich das auch, dass sie aus Taiwan ist, aber Japanisch studiert, trotzdem haben wir uns auf Englisch unterhalten. Aber die anderen waren sooooooooooooo krass drauf auf Japanisch, dass ich mich irgendwie fehl am Platz gefühlt habe. Dann kam auch noch eine anderen hinzu, und es ging los. Ich wurde mit Fragen auf japanisch bombadiert. Mehr als einmal musste ich um eine Wiederholung bitten und die ein oder andere Englische Wortübersetzung war auch nötig. Gut, dachte ich, dann weißt du ja, was dich das nächste halbe Jahr erwartet. Challenge excepted!! Das Essen war übrigens sehr lecker. Ich hatte mir eine Ramen-Portion (Nudeln mit Gemüse in Suppe) geholt.

Am Abend ging es dann zurück und ich habe erstmal überall schön durchgewischt, bevor ich meine Sachen an den jeweiligen Stellen verstaut habe. Eigentlich wollte ich die Temperatur an der Klimaanlage einstellen, aber irgendwie habe ich zwar die Zahl verstellen, können, die augenscheinlich die Temperatur darstellen sollte, aber es wurde einfach nich wärmer. Ganz im Gegenteil, das Scheißteil hat die ganze Zeit nur kalte Luft gepustet, sodass ich es verzweifelt ausgestellt habe. Kurz mal die verschiedenen Knöpfe rumdrücken hat auch nicht geholfen. Und dann alles auf Kanji war (chinesische Zeichen) und ich müde war, habe ich das auf den nächsten Tag verschoben.

Die Fernbedienung der Klimaanlage. Auf den ersten Blick: WTF O.o ???
Für Mama & Papa (WTF = What the fuck = ach du Scheiße)


Dann habe ich mich unter den Futon gekuschelt und meine erste Nacht in Japan verbracht...
Am nächsten Tag mussten ein bisschen Papierkram erledigt werden und am Abend gab es eine Willkommensparty für alle neuen Austauschstudenten. Da wurde ein bisschen gesnackt und getrunken und vorzugsweise neue Leute kennengelernt, vor allem auch zu den Studenten, die im anderen Wohnheim untergebracht waren und mit denen man automatisch nicht so viel Kontakt halten konnte, wie mit den eigenen Leuten.

Da wurde ich dann auch mit meinen Japanischkenntnissen gefordert, da dass Englisch der meisten Japaner eher... nagut, lassen wir es. Das bisschen Japanisch, was ich konnte, hat mir geholfen, dass ein oder andere zu fragen oder auf Fragen zu antworten. Aber klar, man muss erstmal anfangen.

Am Abend haben wir mit Marco, Sarah, Ute und Morten, einem Medizin-Studenten aus Kopenhagen (nein, diesmal nicht Deutschland, sondern Dänemark, ist so ein land über Deutschland ;-) ) das Vorhaben gefasst (naja, so ist das nicht richtig, denn Sarah und Marco wollten wegen der Kirschblütenzeit (さくら Sakura) eh nach Kyoto, um sich die Bäume in voller Blüte anzuschauen und ich habe mich bequemlicherweise einfach drangehängt, weil ich eh kein Plan hatte, was ich gerne am Wochenende machen wollte), nach Kyoto zu fahren, um noch die Kirschblüten anzuschauen, deren Blütezeit bald vorbei sein sollte. Also wurde abgemacht, mit dem Shinkansen früh in die Stadt zu fahren und die erste Sightseeing-Tour zu machen. Um den ganzen Tag zu haben, wollte wir gegen 7 Uhr los, um mit dem Shikansen gegen 8 Uhr in Kyoto zu sein. Also habe ich meinen Wecker auf 6:30 gestellt und noch irgendwas aber bis spät in die Nacht gemacht, so dass ich nicht sooooo früh ins Bett bin. So habe ich noch unter anderem ein paar Fotos von meiner Residenz gemacht:

Blick von meiner Tür nach links

Blick von meiner Residents nach rechts
Blick den Flur entlang, wo die Türen der anderen Zimmer zu sehen sind.


Und dann begann der nächste Tag...

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